neue diffusion
ein dokumentationsprojekt
ANAIS
Prof. Dr. phil. habil. Antonio Alexandre Bispo
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rückblicke - themen
lehrveranstaltungen in brasilien -
1970-1974
fakultät für musik und kunsterziehung des musikinstituts são paulo
fachbereiche ästhetik, wahrnehmung, strukturaktionstheorie
fundamente der expression und kommunikation
vorausgehende studien und initiativen
kunst und kommunikation. kulturamt und stadtbibliothek von são paulo
museum zeitgenössischer kunst der universität são paulo 1968
zentrum für forschungen in musikologie
gesellschaft neue diffusion ND 1968
fakultät für architektur der universität são paulo
fachbereiche visuelle kommunikation und design 1969
internationale kurse von curitiba 1968-1970
musikseminare der bundesuniversität bahia 1969
In Lehrveranstaltungen zur Ästhetik an der Fakultät für Musik und Kunsterziehung des Musikinstituts São Paulo, die in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Ethnomusikologie geführt wurden, wurden seit 1972 nicht nur kritische Relektüren von älteren Publikationen zur Ästhetik durchgeführt, sondern die rezenteren Entwicklungen des theoretischen Denkens zu Fragen von Kunst, Architektur, Musik, Kommunikation und Medien rekapituliert. Die Studierenden, die zum Teil bereits graduiert waren und sich fortbildeten, sollten sich in diese Entwicklung einfügen und sie theoretisch und praktisch – auch in der Schulpraxis als Lehrer – fortführen.
Die Bibliotheken São Paulos verfügten über zahlreiche Publikationen europäischer und nordamerikanischer Autoren, die maßgeblich neue Tendenzen des kultur- und kunsttheoretischen Denkens in Intellektuellen- und Universitätskreisen seit den 1950er Jahren förderten.
Zu den studierten Publikationen zählte das Werk von Charles Morris über Zeichen, Sprache und Verhalten, das in italienischer Übersetzung von Silvio Ceccato weite Verbreitung fand (Segni, linguaggio, comportamento, Mailand: Longanesi 1949). Die Kybernetik von Norbert Wiener (Human use of human being – Cybernetics and Society, New York: Doubleday & Co. Ins., 1954) entfachte in São Paulo auch in ihrer Bedeutung für die Analyse sozialer Prozesse weitreichendes Interesse für Mechanismen und Regelungen von Entwicklungen, was in den 1960er Jahren kulturpolitische Aktionen inspirierte.
Nicht nur in Philosophenkreisen São Paulos wurden die Schriften von Charles S. Peirce rezepiert (Philosophical writings of Peirce, New York: Dover 1955). Sie wurden 1968 auch in der Fakultät für Architektur der Universität als Basistexte diskutiert. Durch die französische Übersetzung konnten Publikationen zu Sprache, Kommunikation und Informationstheorie von einem breiteren Leserkreis studiert werden.
Zu ihnen zählten Texte von George A. Miller (Langage et communication, trad. Colette Thomas, Presses Universitaires de France 1956) und die Studien zur Logik, Sprache und Informationstheorie von B. Mandelbrot, L. Apostel und A. Morf (Logique, langage et thérie de l’information, Presses Universitaires de France 1957). Leitend für die Auseinandersetzung mit ästhetischen Fragen wurde vor allem Abraham Moles Theorie de l’information et perception esthétique (Paris: Flammarion 1958).
Als Grundlektüre bei Kursen in Kunst und Ästhetik, wie die von iade in São Paulo durchgeführt wurden, zählten auch On human communication von Colin Cherra (New York: Sciences Editions 1959) und die Studien zur Linguistik von Roman Jakobson, leicht zugänglich in der franzosischen Übersetzung von Nicolas Ruwet (Essais de linguistique generale, Paris: Editions de Minuit 1963).
Das Interesse für die Massenkommunikation wurde in São Paulo geweckt durch die Communications als Organ der École Pratique des Hautes Études des Centre d’Études de Communications de Masse (Paris: Seuil, 1964). Hier hob sich vor allem der Text von Roland Barthes zur Rhétorique de l’image (n°5, 1964) hervor, der vervielfältigt den Studenten der FAU/USP als Basislektüre zum Studium diente.
Ebenfalls zu den führenden Texten der Studien in Sozialwissenschaft, Kunst und Architektur zählte Walter Benjamin’s Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit in französischer Übersetzung (L’oeuvre d’art á l’ère de sa réproductibilité technique, Oeuvres Choisis I, Paris: Julliard 1964). 1964 erschien in portugiesischer Übersetzung O pensamento artificial von Pierre de Latil (Ibrasa) und 1965 A linguagem no pensamento e na ação von S. I. Hayakawa (São Paulo: Pioneira). Bemerkenswert – aber Zeichen für die Aktualität des Interesses – war die von der „Allianz für den Fortschritt“ geförderte Ausgabe in portugiesischer Sprache von David K. Berlo’s The Process of Communication (1960).
Um die Mitte der 1960er Jahre, als die Bewegung zur Erneuerung von Denk- und Sichtweise Nova Difusão einsetzte, gehörten zu den Leitlektüren Ferdinand de Saussure’s Cours de linguistique générale (Paris: Payot 1965) und Henri Lefebvre’s Le langage et la société (Paris: Gallimard 1966). Die Auseinandersetzung mit den Medien, deren Bedeutung für Musik, Kultur und Lebensweisen zu dieser Zeit angesichts der Popularität und Wirksamkeit der Popularmusikfestivals offenkundig wurde, konnte sich auf Marschall
McLuhan’s Understanding media (McGraw Hill Publications 1965) stützen. Die elektronische Musik, die auch im Bereich der architektonischen Akustik an der Universität São Paulo Gegenstand von Studien wurde, konnte sich auch an H.S. Hallacy’s Computeers, the machines we think with (New York: Signet books 1965) orientieren. Zu erwähnen sind auch die Impulse, die von Texten eines Umberto Eco ausgingen, die auch in französischer Übersetzung verbreitet wurden (L’oeuvre ouverte, trad. C. Roux de Bézieux, Paris: Seuil 1965).